Übung

Virtuelles Training Innenbrandbekämpfung – FF Stadt Hauzenberg war dabei

Die Fortschritte in der Virtual-Reality-Technologie eröffnen Feuerwehren völlig neue Möglichkeiten, um komplexe Einsatzszenarien sicher und praxisnah zu trainieren. Besonders bei der Innenbrandbekämpfung ist es entscheidend, dass Feuerwehrkräfte ohne Gefahr für Leib und Leben ihre Reaktionsfähigkeit und taktisches Können unter Beweis stellen können.

Der Innenangriff unter Atemschutz stellt besondere Anforderungen an die Einsatzkräfte. Unter Stress und Eigengefährdung müssen die Lage und die Brandentwicklung beurteilt sowie schnell Entscheidungen getroffen werden. Obwohl oft wenig Erfahrung aus realen Einsätzen vorhanden ist, muss gerade im Innenangriff jeder Handgriff sitzen.

Der Kreisfeuerwehrverband organisierte dazu Schulungsabende, bei denen Atemschutzgeräteträger der Ortsfeuerwehren, dank modernster Virtual-Reality-Technology (VR), das Vorgehen bei der Brandbekämpfung zukünftig realitätsnah üben können. Jeder Teilnehmer hat in einer Übungssession die Möglichkeit mehrere Szenarien abzuarbeiten, jedes Szenario wird im Anschluss zusammen mit einem Ausbilder besprochen und analysiert.

Mit einer VR-Brille und einem mit Sensoren ausgestatteten Hohlstrahlrohr lassen sich verschiedene Einsatzszenarien (z.b. ein Küchen- oder Zimmerbrand) simulieren. Natürlich können mit einem VR-System nicht alle physischen und psychischen Einsatzfaktoren dargestellt werden, aber es kann ein anderes Verständnis für gewisse Situationen und Gefahren auf Grundlage des Ampelsystems geweckt werden.

Alle Teilnehmer waren von den verschiedenen Darstellungsmöglichkeiten, welches das System bietet, überzeugt und sich einig, dass dieser Lehrgang als zusätzliche Ausbildung für einen erfolgreichen Strahlrohreinsatz von Nutzen sein kann.

Das VR-System wurde vom Freistaat Bayern für jeden Landkreis kostenfrei zur Verfügung gestellt und nach einer intensiven Schulung der Atemschutzausbilder erstmals für eine Ausbildung verwendet. Aufgrund der positiven Rückmeldungen wird der Lehrgang das Angebot zukünftig erweitern.

Die VR-Übungen beginnen mit sogenannten “Minigames”, die den Teilnehmer spielerisch an den Umgang mit der VR-Brille und dem Strahlrohr gewöhnen. Hierbei werden grundlegende Bedienungsschritte und die Strahlformverstellung geübt und vertieft.

In den eigentlichen Einsatzübungen werden verschiedene Szenarien dargestellt, die unterschiedliche Raumgeometrien und Brandphasen umfassen. Ein computergenerierter Avatar unterstützt die Teilnehmer, indem er Türen öffnet und die Brandentwicklung visualisiert. Die dynamische Brandsimulation reagiert auf den Einsatz des Löschwassers, wodurch die Teilnehmer lernen, wie sich ihre Handlungen auf die Brandbekämpfung auswirken.

Ein besonderer Vorteil des virtuellen Trainings ist die Möglichkeit zur detaillierten Auswertung. Sowohl der Übende als auch der Ausbilder können im “Replay-Modus” die Übung erneut betrachten und analysieren. Temperaturentwicklung, Wasserstrahl und Blickführung werden dokumentiert und können nach der Übung besprochen werden. Dies ermöglicht eine präzise Fehleranalyse und eine sofortige Wiederholung des Szenarios bei Bedarf.

Der Angriffstrupp muss im Einsatz beim Öffnen der Tür zum Brandraum oder zu einem unbekannten Raum die Lage, d.h. die Brandentwicklung und Raumgeometrie erkunden und einschätzen, dann eine passende Löschtaktik finden und diese auch in die „handwerklich richtige“ Strahlrohrführung umsetzen.

In einem Brandhaus der Feuerwehrschule kann zwar dieses Vorgehen auch geübt werden, allerdings wird dort das Feuer mit Gasbrennern begrenzter Größe und der Rauch mit Nebelmittel simuliert, der Löschvorgang erfolgt durch die Ansteuerung der Brandstellen durch Wassersensoren oder den Ausbildenden. Dies ist nur begrenzt realistisch. Mit einem VR-System dagegen wird die Brand- und Rauchentwicklung sowie die Wirkung des Löschwassers sehr realitätsnah dargestellt. So kann der Löschangriff bei beliebigen Lagen vom Entstehungs- bis zum Vollbrand ohne großen Vorbereitungsaufwand geübt werden, auch und gerade bei Lagen, die mit der konventionellen Simulationstechnik nicht darstellbar sind oder deren Bekämpfung bei Fehlern ein zu großes Verletzungsrisiko für die Übenden mit sich bringen würde.

Allerdings muss man aber auch ganz klar sagen: Das VR-Training Innenbrandbekämpfung stellt hier nur einen Teil der Ausbildung einer Atemschutzgeräteträgerin/eines Atemschutzgeräteträgers dar. Dabei wird versucht in VR vor allem das darzustellen und zu üben, was mit anderen Übungsanlagen „nicht geht“ oder zu gefährlich wäre.